Soll man mit besten Grüssen grüssen? Diese Frage wurde mir in einem Seminar für schriftliche Kommunikation gestellt. Die Personalfachleute wollten wissen, ob man Grussformeln auch mal anders gestalten könne und was ich von der Grussformel "Beste Grüsse" halte. Soll man oder soll man nicht? Ich empfehle "Beste Grüsse" nicht. Obwohl sie oft verwendet werden und ihre Verbreitung kaum aufzuhalten ist. Aber wie kam diese Grussformel überhaupt hierher, wenn sie doch nicht unserer Sprachzunge entsprungen ist? Die Grussformel stammt aus dem Korrespondenzverkehr mit dem angelsächsischen Raum - "best regards". Und diese wird im Deutschen eins zu eins mit "Beste Grüsse" übersetzt. Was natürlich korrekt ist. Dabei haben wir hierzulande so viele geeignetere Grussformeln. Zeit, einen Blick auf die thematischen Grussformeln zu werfen. Freundliche Grüsse Die Grussformel "Freundliche Grüsse" ist inzwischen Standard und passt im geschäftlichen Kontext immer: Ob Offerte, Formular, Rechnung, ja sogar bei der dritten und letzten Mahnung wird freundlich gegrüsst. Stehen die freundlichen Grüsse da, fallen sie gar nicht auf. Sie erheben kein grosses Aufsehen, sind aber dennoch sehr wichtig. Denn würden sie fehlen, wäre die Leserin/der Leser irritiert. Vor den Kopf gestossen. Hoppla. Da hat jemand nicht mal mehr gegrüsst. Freundliche Grüsse gehören also zum guten Ton, selbst wenn der Inhalt des Briefes/der E-Mail unangenehm ist. Die saisonalen Grüsse Wie reagieren Sie, liebe Leserin, lieber Leser, auf Grussformeln wie "Schöne Herbsttage", "Sommerliche Grüsse" oder "Frohe Festtage"? "Es kommt darauf an, in welchem Kontext sie stehen", so die häufigste Antwort meiner Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer. Geht es Ihnen auch so? Ich nehme es an. Der Kontext spielt eine wichtige Rolle. So können wir in E-Mails, bei Briefen an die Belegschaft, bei Weihnachtskarten etc. auch unsere Grussformel anpassen. Und wenn Sie unsicher sind? Dann lassen Sie es bleiben. Es muss Ihnen bei der Verwendung eines saisonalen Grusses wohl sein. Sonst grüssen Sie lieber freundlich. Die geografischen Grüsse Distanzen lassen sich auch gut zu Grussformeln umbauen. So kann man beispielsweise freundliche Grüsse aus Solothurn nach Bern/Zürich/Basel/Deutschland etc. schicken. Kurze Distanzen eignen sich weniger - einfach in die angrenzende Agglomeration zu grüssen, ist weniger effektvoll. Persönliche Grüsse/Grüsse mit Bezug auf eine Aktualität Wie würden Sie ein Telefongespräch abschliessen, wenn Sie wüssten, dass die Person am anderen Ende in die Ferien geht? Wohl mit "Schöne Ferien". Oder der Lehrtochter, die vor den Abschlussprüfungen steht, würden Sie vermutlich "Viel Glück" wünschen. Oder Sie nehmen in der E-Mail Bezug auf ein Treffen, das heute stattfindet, und verabschieden sich mit "Bis bald/Bis später/Bis nachher". Diese Natürlichkeit lässt sich auch sehr gut in die E-Mail-Kommunikation einbinden. Farbtupfer Mit persönlichen, saisonalen oder geografischen Grüssen sowie mit Grüssen mit Bezug auf eine Aktualität lassen sich Farbtupfer setzen. Sie schaffen eine gewisse Nähe und Vertrautheit zum Gegenüber. Grüsse ich geografisch, dann zeige ich meinem Gegenüber, dass ich weiss, wo sich sein Büro befindet. Das wissen auch meine Kunden. Ich habe mein Büro im Solothurnischen - diese Gegend wird vor allem im Herbst und Winter vom Nebel heimgesucht. Und so erhalte ich oft "Freundliche Grüsse aus dem sonnigen Berner Oberland" oder wo auch immer die Sonne lacht. Allerdings empfehle ich, die farbigen Grussformeln nicht allzu sehr zu strapazieren. Grussformeln, die an den Haaren herbeigezogen werden, sind zu viel des Guten. So hat mir mal jemand aus Spass "Freundliche Grüsse aus dem 2. Stock an der X-Strasse im nebelverhangenen Olten" geschickt. Corporate language Abschliessend lässt sich sagen: Erlaubt ist, was zum eigenen Unternehmen, zum Kontext und zur Nähe bzw. Distanz zu seinem Gegenüber passt. In meinen Firmenseminaren zur schriftlichen Kommunikation zeigt sich, wie wichtig es ist, Diskussionen über Details wie Grussformeln anzustossen. Damit die Grussformeln nicht verstauben. Sonst würden wir immer noch "Hochachtungsvoll" oder "Mit freundlichen Grüssen" grüssen. Die Diskussionen sind aber auch wichtig, damit wir uns nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen. Vermutlich würden wir uns als Leserin oder Leser die Augen reiben, wenn uns die Steuerbehörde "chillig" grüssen würde. Oder was denken Sie? Haben Sie Fragen zur schriftlichen Kommunikation in Ihrem Unternehmen? Schreiben Sie an info@katrinbeer.ch. Bis zum nächsten Mal Katrin Beer
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